Der Staat legt ja Grenzwerte fest – da bin ich doch sicher geschützt!

Warum dann aber…

… ist der Grenzwert in Deutschland und Österreich viel höher als in den meisten anderen Ländern?

Wenn uns Grenzwerte, wie von Staat und Industrie versprochen, beschützen sollen, warum sind sie dann von Land zu Land so unterschiedlich? Schauen wir uns doch noch mal den Tanz der Grenzwerte an.

Die tüchtigen Schweizer haben sich für 100.000 µW/m² entschieden. Der eine oder andere Kanton auch für 45.000 (nebenbei – der von der Baubiologie verlangte Grenzwert liegt bei unter 10 µW/m²). Deutschlands Grenzwert liegt bei – 9.000.000 µW/m². – Und weiter: Italien setzt 100.000 µW/m² an, jedoch gibt es auch in einigen Regionen selbsternannte Richtwerte, so zum Beispiel in Südtirol mit 2.650 µW/m², den gleichen Wert hat auch Frankreich.

Eine Industrienation wie Deutschland. Eigentümlich, nicht wahr? Ist der deutsche Mensch vielleicht härter als seine Nachbarn? Aber warum dann dieser Monster-Grenzwert allein für uns? Lassen wir´s einfach mal so stehen. Logik hilft da nicht weiter.

Vielleicht aber der Gedanke, dass Politik und Wirtschaft bestimmt haben, dass Deutschlands Schicksal der Export ist und die Industrie 4.0 das einzig mögliche Zukunftsszenario, das Wirtschaftswachstum generiert. Man muss sich nicht mit Mikrowatt und dergleichen auskennen, um hier gewisse Ungereimtheiten festzustellen.

Von 2.650 bis 9.000.000 ist doch ein ziemlicher Unterschied. Na gut, aber wenn dieser Grenzwert ja von einer unabhängigen Kommission ermittelt und danach vom Staat angenommen wurde, dann kann mir auch bis neun Millionen nichts passieren, oder?

Aber: Hier schließt sich ja die Frage an, wie steht es denn um diese „unabhängige Kommission“? Wer ermittelt denn nun die Grenzwerte, die unsere Regierungen sodann guten Gewissens für unbedenklich erklären können?

Und das ist die nächste Warum-Frage wert:

… wird der Grenzwert – und das ist jetzt die echte Überraschung – nicht vom Staat festgelegt, sondern von einem privaten Verein?

Denn die Grenzwerte wurden 1997 vom „gemeinnützigen“ privaten Verein ICNIRP e.V. (Internationale Kommission für den Schutz vor nichtionisierender Strahlung) publiziert und von der WHO und vielen Ländern übernommen.

Der Vereinssitz ist in München und hat 14 Mitglieder, die geheim gewählt werden. Er ist im selben Gebäude wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)! Das BfS ist eine steuerfinanzierte Bundesbehörde und hat die Aufgabe, Menschen und Umwelt vor zu hoher Strahlung zu schützen und auch Studien zum Thema zu initiieren. Das BfS stellte der ICNIRP nicht nur die Räumlichkeiten gratis zur Verfügung, nein, damit nicht genug. Die Sekretärin, die beim BfS zuständig für die Beurteilung der Wirkungen und Risiken der Mobilfunkstrahlung ist, ist auch gleichzeitig die Sekretärin des ICNIRP.

Zwischen 2012 und 2016 war es der Vorsitzende des ICNIRP, der zeitgleich die Abteilung „Nichtionisierende Strahlung“ beim BfS leitete! Das Journalistenteam „Investigate Europe“ brachte diese Praktiken am 13.01.2019 im „Tagesspiegel“ unter dem Titel „Strahlendes Versprechen“ ans Tageslicht. Die ICNIRP rekrutiert seine Mitglieder selbst und beurteilt seit Jahren alle Studien, die die Geschäfte der Mobilfunkbranche beeinträchtigen könnten, als falsch.

Genau dafür wurde die ICNIRP gegründet. Sie ist die Firewall für die Bitkom- und Mobilfunkindustrie. Und legen wir noch eins drauf: Nach Inkrafttreten des von der damaligen Umweltministerin Angela Merkel abgesegneten Grenzwerts von neun Millionen trug der langjährige Chef der ICNIRP, Prof. Jürgen Bernhardt am 29.01.1997 auf 3sat auf die Frage des Fernsehjournalisten, warum man die Grenzwerte ohne ausreichendes Wissen um die biologische Wirkung festlege, dieses höchst erstaunliche Statement vor: „Wenn man die Grenzwerte reduziert, dann macht man die Wirtschaft kaputt, dann wird der Standort Deutschland gefährdet.“

Solche „unabhängigen“ Köpfe also entscheiden über unser aller gesundheitliches Wohl und Wehe! Darauf noch ein Gläschen Gryphosat, Prostata allerseits!

… brauchen wir jetzt gar noch höhere Grenzwerte!?

Der höchstwahrscheinlich aus der Luft gegriffene, beim gemeinsamen Stammtisch von der Regierungsbehörde BfS und dem „unabhängigen“ Verein zur Festsetzung der Grenzwerte ICNIRP nach etlichen Bieren im Münchner Hofbräuhaus festgelegte Wert, der mit 9.000.000 so hoch ist, dass er – eigentlich – gar nicht überschritten werden kann, soll vorsichtshalber noch einmal erhöht werden.

Da nun eine Verzehnfachung der Mobilfunkzellen ins Haus steht und diese 5G-Antennen so klein sind, dass man sie fast unsichtbar etwa an Verkehrsschildern, Gullideckeln oder Straßenlaternen anbringen kann, rücken sie nun in gefährliche Nähe von uns Menschen. Waren diese Antennen bisher im Wald, auf Dächern oder zumindest in Kirchtürmen in einiger Entfernung zum Nahbereich von uns Menschen „versteckt“, wird sich nun vor allem in Städten die Strahlenbelastung durch die geringe Entfernung zu uns dramatisch erhöhen.

Durch diese Nähe der 5G-Antennen zum Menschen könnte der Grenzwert von 9.000.000 erstmals überschritten werden, warnen Experten. So legt die Mobilfunkindustrie nach und fordert – noch höhere Grenzwerte! Einer von vielen Fällen, die belegen, warum ihnen das wahrscheinlich auch gelingt, ist ein Blick auf die Fischlobby. 

Warum sich Grenzwerte gerne an den Interessen der Industrie und nicht an unser aller Gesundheit orientieren, führt uns ihr Beispiel vor: Die Quecksilberbelastung im Meer hat in den letzten Jahrzehnten bedrohliche Ausmaße angenommen und damit natürlich Fische enorm belastet. Würde man mit den bisherigen Grenzwerten für Quecksilber in Fischen weitermachen, dürften ungefähr nur mehr die Hälfte aller gefangenen Meeresfische verkauft werden.

Was tun? Nun, die Europäische Kommission plant jetzt einfach, den zulässigen Quecksilbergehalt in Fischen zu verdoppeln. Warum denn alles unnötig verkomplizieren, wenn´s durch gute Lobbyarbeit auch einfach geht! Wozu Forschungen zu gesundheitlichen Auswirkungen?

Ob neun oder 20 Millionen Mikrowatt elektromagnetische Strahlung – ist doch eh schon alles wurscht!

Und weiter fragen wir noch dieses weitere Warum.

… unterstützt die Regierung die Mobilfunkindustrie bedingungslos?

Denn die Regierung steht dem unbegrenzten Ausbau des Mobilfunks nicht im Wege.

Im Gegenteil! Und zwar nicht nur wegen des alternativlosen Wirtschaftswachstums, sondern weil es ganz einfach ein sehr lukratives Geschäft ist. Die mobile Kommunikation, die Leittechnik des 21. Jahrhunderts, ist bereits die umsatzstärkste Branche unserer Zeit.

Zusätzlich hat der Staat schon bei der Versteigerung der 3G-Lizenzen 50 Milliarden Euro verdient. Weitere Milliarden bei der Versteigerung der 5G-Linzenzen werden folgen.

Und das i-Tüpfelchen auf dem i: Der Staat ist mit 32 Prozent an der Telekom beteiligt! So erklärt sich auch, warum man es mit den Begleitforschungen zu dieser neuen Technologie nicht ganz so genau nimmt!

Weitere Antworten:

Wissenschaftliche Studien belegen doch – laut unserer Regierung – die Unbedenklichkeit von Elektrosmog?! Warum dann…